Die Ratsschule ist die erst vierte Schule, an der „14/18 Mitten in Europa“ gezeigt wurde. „Mir war es sehr wichtig, dass die Ausstellung an der Ratsschule früh Station macht“, erklärte Marco Wingert, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Volksbundes. Die Schautafeln der Wanderausstellung werden noch einige Jahre an vielen deutschen Schulen zu sehen sein. „Die Ratsschule ist ein verlässlicher Partner des Volksbundes“. Sie leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungs- und Gedenkkultur, so Wingert. Anlass die Ausstellung zu entwickeln, sei der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gewesen.
Im Publikum saßen die Schüler der 8. bis 10. Klassen. Das Kerncurriculum (früher: Rahmenrichtlinien) für das Fach Geschichte in der Oberschule ordnet das Thema „Erster Weltkrieg“ bei den 8. Klassen an.
Im Saal blickten diese rund 400 Ratsschüler zur Bühne hinauf, die mit einem Torso dekoriert war: Daran waren der original Ranzen eines Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg angebracht, der Klappspaten, die Feldflasche und ein Stahlhelm. Maximilian Berens, der im Sommer seinen Abschluss an der Ratsschule gemacht hat und jetzt ein Gymnasium besucht, stellte die Gegenstände zur Verfügung. Damit hatte sein Ururgroßvater an der Westfront in Frankreich gekämpft.
„Die Ratsschule ist die einzige Schule in Melle und den Stadtteilen, die für den Volksbund sammelt“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Christina Tiemann, „an der Ratsschule ist das eine seit Jahrzehnten gepflegte Tradition“. Es sei nicht einfach, an den Haustüren zu klingeln. Doch würden die Schüler dabei wertvolle Erfahrungen machen wenn sie mit Bürgern sprechen, die Angehörige im Krieg verloren haben oder vielleicht sogar einmal selbst mit der Spendenbüchse für den Volksbund unterwegs waren.
Zwei besonders fleißige Schüler bat Tiemann auf die Bühne. Timon Kuhlmann und Paul Schäfer (beide Klasse 10a) waren bei der Sammlung besonders erfolgreich. Sie mussten am Tag zuvor ihren Lehrer um weitere Listen bitten, auf denen die Spender ihren Betrag eintragen. Die stellvertretende Bürgermeisterin übergab sie unter großem Applaus des Publikums an Timon und Paul persönlich.
Die Urkunden für 40 Sammler überreichte Tiemann mit dem stellvertretenden Frank Hünefeld. Der lobte die Ratsschüler und die Arbeit des Volksbundes. Weiter stellte Hünefeld Aktionen des Landkreises zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg vor. Gleich zu Beginn äußerte er sich mit Freude, Ratsschulleiter Ludger Jansen in Melle zu treffen. „Der war auch mal mein Lehrer“, lachte Hünefeld, „und ein ziemlich guter dazu“.
Jansen stellte das jahrgangsübergreifende Langzeitprojekt „gegen das Vergessen“ der Ratsschule vor und präsentierte dazu Bilder von Projektfahrten zu Kriegsgräberfriedhöfen, der Gedenkstätte Auschwitz und Veranstaltungen mit Zeitzeugen. Weiter berichtete er eindrucksvoll, dass er wenige Wochen zuvor mit Hilfe des Volksbundes das Grab eines Angehörigen gefunden hat, der im Krieg gefallen ist.
„Wer viele Konflikte des vergangenen Jahrhunderts verstehen will, muss in die Zeit 1914 bis 1918 zurück gehen“, sagte Wingert. Die Ratsschüler der Klassen 8 bis 10 haben das mit im Dezember mit ihren Geschichtslehrern während des Unterrichts gemacht. Sie erkundeten mit vom Volksbund entwickelten Arbeitsblättern alle Schautafeln, die im Mensabereich am Standort Schürenkamp aufgestellt waren. Das geschah mit kooperativen Lernformen, also in Partner- oder Gruppenarbeit und wurde im Klassenraum nachbereitet. Auch die Öffentlichkeit war in der Vorweihnachtszeit zum Besuch von „14/18 Mitten in Europa“ eingeladen. Viele Meller Bürger nutzten die Gelegenheit, sich an der Ratsschule über Entstehung, Verlauf und Folgen des Weltkrieges zu informieren und nebenbei die gute Atmosphäre an der Ratsschule zu erleben.