Julia Strötzel nahm das Preisgeld in den Räumen der Kreissparkasse Melle entgegen. Zum kritischen Entwurf der „Homepage AG“ meinte sie: „Der miese Gebäudezustand hat zum Glück keinen Einfluss auf die pädagogische Qualität der Schule. Die Ratsschule bereitet uns optimal auf den Beruf oder die gymnasiale Oberstufe vor.“ Im Politikunterricht hätten die Lehrer die Ratsschüler ermuntert, mutig gegen Missstände aufzubegehren. „Das haben wir mit unserem Plakat gemacht“, so Julia.

Die 16-Jährige hatte im Oktober mit schwarz-weißen Fotografien die vielen hässlichen Ecken der Ratsschule dargestellt. Dazu setzte die Homepage AG die Sätze „Schule könnte so schön sein“ – „Tristesse in Melles Mitte“ – „Als Ansporn für den Schulträger“. Auf den Bildern werde Außenmauern des Gebäudes gezeigt, auf die von der Stadt Melle lediglich einige Fenster aufgemalt wurden. Weiter fotografierte Julia die seit Jahren unerledigten Maler- und Putzarbeiten in der Pausenhalle. Die sollte eigentlich Visitenkarte jeder Schule sein.

Weiter zeigte sie auch den Stacheldraht über dem Eingangstor, das vom „Meller Kreisblatt“ in seiner Berichterstattung treffend mit einem Gefängnis verglichen wurde.

Auf dem Plakat sind aber auch in farbigen Bildern viele lachende Schüler zu sehen. Daneben steht der Spruch „Wir bleiben fröhlich“.

Beim Zustand der Schulgebäude ist leider nicht nur die Ratsschule negativ betroffen. So mussten in Buer die Eltern und Schüler für würdige Toiletten kämpfen. Immerhin: Die Worte des Plakates vom „Ansporn“ nahm Bürgermeister Scholz bei der Preisverleihung in seiner Begrüßung auf.

Vor einigen Monaten klagte ein Vater: „Um die Leistung der Stadt Melle als Schulträger zu beurteilen, müsste man die ‚Note 7’ erfinden.“ Mit dieser Forderung wird der Stadt Melle sicher Unrecht getan. Immerhin hat sie mit dem funktionalen Hallenbad einen idealen Ort für das Fach Sport geschaffen. Für Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen ist das Hallenbad allerdings kaum geeignet.

Während der Preisverleihung waren die Mitglieder des Ausschusses für „Schule und Bildung“, Jutta Dettmann (SPD) und Malte Stakowski (CDU), anwesend. Sie gingen auf Julia Strötzel zu und ließen sich die kritische Collage erklären. „Schick uns den Entwurf bitte per Mail zu“, gaben die beiden Kommunalpolitiker der 16-jährigen Julia mit auf den Weg.

Julia erklärte, das Jugendparlament sollte eine Arbeitsgruppe „school watch“ gründen, die sich mit dem Zustand aller Meller Schulgebäude beschäftigt und Verbesserungen einfordert. Inzwischen haben sich Vertreter des Jugendparlaments für einen Besuch an der Ratsschule angekündigt.

Auf den ersten beiden Plätzen setzte die Jury zwei Filme des Meller Gymnasiums. Die Ratsschule nahm als einzige Oberschule an dem Wettbewerb teil.